Viele Jahre meines Lebens habe ich mich damit auseinandergesetzt, innerlich widerstandsfähiger zu werden. Vielleicht kennst du das auch, dass dich Aussagen von Mitmenschen direkt mitten ins Herz treffen, dich verletzen und du dich fragst, warum das so ist? Zunächst einmal ist das überhaupt nichts Schlimmes, sondern etwas verdammt Gutes. Es zeigt dir, dass du ein großes, weiches Herz hast, dass du in der Lage bist, tief zu fühlen und ja verdammt, dass du sensibel bist. Aber hey, das ist so, so wundervoll! Ich liebe es, wenn Menschen diese Tiefe mit sich bringen und dennoch ist es – bedingt durch diese Gabe – aus meiner Erfahrung heraus noch viel wichtiger, innerlich eine Art Widerstandskraft aufzubauen und diese zu stärken. Resilienz ist gleichbedeutend mit dem Immunsystem deiner Seele – ein wunderschöner Begriff, der es meines Erachtens exakt auf den Punkt bringt.
Zum einen, weil es in meinen Augen IMMER ein sehr wichtiges Thema ist und es in einigen meiner Coaching-Sessions u.a. darum geht, die eigene mentale Widerstandskraft zu stärken. Und zum anderen, weil wir uns nun seit mittlerweile 12 Monaten in dieser Pandemie befinden. Unser Leben hat sich grundlegend verändert. Wir erleben teilweise nicht nur ein Physical Distancing, sondern leider auch mehr und mehr ein Social Distancing. Viele Menschen fühlen sich aktuell einsam, leiden vermehrt unter der Situation und sind müde und erschöpft. Depression und Burnout können die Folgen dieses Zustands sein, der immer unerträglicher zu werden scheint. Und auch ich ertappe mich immer wieder, dass ich müde und erschöpft bin, mich so sehr danach zurücksehne, wieder mit 35 Yogis und Yoginis in einem vollen Raum Yoga zu unterrichten, diese wundervolle Energie zu spüren, Menschen wieder zu berühren – nicht nur virtuell. Coachings wieder persönlich durchzuführen. Konzerte zu besuchen. Freunde zu umarmen. Diese Liste könnte ich unendlich fortführen. Und aus diesem Anlass schreibe ich heute diesen Blogartikel und teile einige wirkungsvolle Techniken mit dir, um deine Resilienz zu stärken.
Menschen, die man als resilient bezeichnet, sind auch in Krisenzeiten zuversichtlich, übernehmen Verantwortung für die eigenen Umstände und agieren selbstwirksam und entschlossen. Das bedeutet auch, dass sie sich nicht als Opfer ihrer persönlichen Umstände sehen. Und an dieser Stelle möchte ich gerne auf unsere aktuelle Folge des LeoLeggins Podcasts verweisen, die ich am Ende des Artikels verlinke. Denn in dieser Folge geht es darum, dein Leben aktiv zu gestalten, Verantwortung zu übernehmen und dich aus der Opferrolle zu befreien. Nur, wenn du aktiv auf das Immunsystem deiner Seele achtest, also die für dich richtigen Dinge konsumierst und gut auf dich Acht gibst, bewahrst du deine Psyche davor, von externen Einflüssen überwältigt zu werden. Das geht bei scheinbar banalen Dingen los, wie beispielsweise den Konten, denen du auf Instagram und Co. folgst.
Ich möchte nun gerne auf die 7 Säulen der Resilienz eingehen – angelehnt an das Modell von Dr. Franziska Wiebel – welche ein stabiles Fundament für deine mentalen Kräfte bilden. Und dir zu jeder Säule direkt praktische Tipps nennen, die dich darin unterstützen können, deine Resilienz zu stärken.
Bist du optimistisch und hast eine positive Sicht auf die Welt und dich selbst? Dann siehst du vermutlich in schwierigen Situationen tendenziell eher die Chancen und Enttäuschungen als Erfahrungen, die dich im Leben wachsen lassen. Wenn du zuversichtlich bist, stärkst du deine mentalen Kräfte ungemein und es geht hierbei in keiner Weise um „toxische Positivität“. Davon möchte ich mich ganz bewusst abgrenzen, weil diese Form der Positivität mehr schadet, als hilft.
Wenn du gerade im Auto sitzt, im Stau stehst oder an der Schlange im Supermarkt, dann nutze diesen Moment, um dir folgende Fragen zu stellen:
Durch Dankbarkeit und diese bewussten Fragestellungen verbessert sich dein innerer Zustand meist ziemlich schnell. Dadurch stärkst du mittelfristig deine mentale Widerstandsfähigkeit. Im Idealfall nimm dir ein Journal und schreibe jeden Abend die Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist. Und hier gilt wie immer: dran bleiben, wenn du langfristig eine Veränderung erzielen möchtest.
Bist du gut darin, die Dinge, die du nicht verändern kannst, anzunehmen? Akzeptanz ist so, so kraftvoll, denn du verfällst nicht in ein zermürbendes Gedankenkarussell oder kämpfst gegen etwas an, das du nicht verändern kannst. Akzeptanz bedeutet, ALLES anzunehmen, was das Leben dir anbietet: Licht und Schatten, Krisen, Enttäuschungen und vermeintliche Rückschläge. Und vor allem bedeutet es, alle Gefühle und Emotionen zuzulassen, zu fühlen und anzunehmen, denn nur so kann das Leben fließen.
Setze dich für einen Moment an einen ruhigen Ort, schließe deine Augen und atme. Spüre in dich hinein und wie du dich jetzt gerade in diesem Moment fühlst? Ist dir danach, zu weinen? Dann lasse deinen Tränen freien Lauf. Du musst nicht dagegen ankämpfen.
Anstatt deine ganze Energie auf ein Problem zu richten und in Selbstmitleid zu verfallen, richten resiliente Menschen ihren Fokus auf die Lösung. Richtest du deinen Fokus eher auf das Problem oder bist du gedanklich schon in der Realisierung der Ziele für das Thema, das dich gerade beschäftigt?
Erlaube dir dabei, kreativ zu denken und mehrere Optionen zu sehen und anzuwenden.
Bindung bezieht sich auf deine Beziehung zu dir selbst, zu deinen Mitmenschen, Gruppen und ganzen Systemen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind für eine starke Resilienz sehr wichtig, da sie unser Bedürfnis nach Kontakt erfüllen und insbesondere in Krisenzeiten für uns ein zentraler Bestandteil sind, welcher uns stärkt und Halt gibt. Empathisch zu sein ist einer der wesentlichen Faktoren für eine starke Bindung.
Nimm ein Blatt Papier. Schreibe deinen Namen in die Mitte. Notiere dann alle Personen, die in deinem Leben eine wichtige Rolle spielen. Bewerte alle Personen mit + (=gibt Kraft) und – (=kostet Kraft). Du bekommst so einen Überblick darüber, welche Menschen dich momentan Kraft kosten und welche dir gut tun. Darauf kannst du ansetzen und dein Netzwerk bewusster aufbauen.
Wie nimmst du dich selbst wahr? Kannst du die Signale deines Körpers wahrnehmen und einordnen? Wenn du diese Frage mit „ja“ beantworten kannst, bist du bereits den ersten Schritt gegangen, eine stärkende Beziehung zu dir selbst aufzubauen. Selbstwahrnehmung im Kontext der Resilienz bedeutet, deine Sinne zu schärfen und dir mit Achtsamkeit zu begegnen.
Achte auf deine Wahrnehmungsfilter und beobachte deine emotionalen Reaktionen ganz achtsam, ohne sie zu bewerten.
Was ich in meinen Coaching-Sessions ganz gerne anwende ist die Einordnung auf einer sogenannten „Stress-Skala“ von 0-10. Wenn du dich in einer Situation befindest, die unangenehm für dich ist – das kann zum Beispiel ein unangenehmes Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder eine Meinungsverschiedenheit mit einem Menschen sein – dann frage dich:
„Wie viel Stress bereitet mir diese Situation gerade im Moment auf einer Skala von 0-10?“
Das hilft dir dabei, dir selbst gegenüber achtsamer zu begegnen.
Bei der Selbstreflexion gehst du noch einen Schritt weiter. Du bist in der Lage, die Situation von einer Art Meta-Ebene zu betrachten. Du kannst deine Gefühle, Reaktionen, Emotionen reflektieren und erkennst deine eigenen Verhaltensmuster. Das wiederum bietet dir Raum für Veränderung und stärkt dein Verständnis für dich selbst. Du lernst außerdem, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und bringst sie in Verbindung mit deinen Gefühlen und Emotionen. Denn unsere Gefühle zeigen immer auch unsere Bedürfnisse auf.
Fragen zur Selbstreflexion:
An dieser Stelle möchte ich nochmal auf Folge 4 unseres LeoLeggins Podcasts verweisen. Denn hier geht es um exakt das Thema, daran zu glauben und darauf zu vertrauen, dass du in der Lage bist, deine Situation zu verbessern und im tiefen Vertrauen zu sein, in dich und das Leben. Es geht darum, dein Leben aktiv zu gestalten.
Erinnere dich in Momenten, in denen du dich machtlos fühlst, an deine Ressourcen, deine Kompetenzen und Fähigkeiten, mit denen du schon so weit gekommen bist. Schreibe dir eine Liste mit all den Dingen, die du gut kannst, die dich auszeichnen und die du an dir magst. Wenn es dir noch schwerfällt, auf 15-20 Punkte zu kommen, dann frag deine Familie, gute Freunde, was sie an dir schätzen.
Es hilft auch, dir positive Feedbacks aufzuschreiben und schöne Erinnerungen in einem Journal festzuhalten. Darauf kannst du in Krisenmomenten zurückgreifen.
Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein. Das Leben hält gute Phasen für dich bereit, aber manchmal eben auch nicht so gute. Wir haben es nicht in der Hand, was uns im Leben widerfährt. Was wir jedoch in der Hand haben, ist unser Umgang damit. Und so möchte ich dich dazu ermutigen, achtsamer und liebevoller mit dir selbst zu sein. Ich möchte dich dazu ermutigen, dass du das Immunsystem deiner Seele stärkst – dein persönliches Schutzschild – indem du vor allem achtsamer mit dir selbst bist. Und ich möchte dich dazu ermutigen, du selbst zu bleiben, in einer Welt, in der es manchmal unmöglich erscheint. Du darfst dich zeigen, deine Verletzlichkeit, deine Sensibilität und all deine Tiefe. Die Welt braucht genau das! Und zwar genau JETZT!
Das Gute ist, dass alles im Leben sich im Wandel befindet und auch du ständig im Fluss bist. Und so kannst du auch dein seelisches Immunsystem stärken und dieses verändern.
Ich freue mich auf dich!
Deine Nadine Patrizia